von Bled nach Tolmin
Freitag, 18. April 2025
Detaillierte Übersichtskarte: von Bled nach Tolmin
Die Nacht war in ständiger Begleitung vom Regentrommeln auf dem Dach. Man gewöhnt sich auch an so etwas. Wenigstes hat es am Morgen mit dem Regnen aufgehört und wir können den "Kamp Bled" in Ruhe verlassen. Vorher noch den stolzen Betrag von 87 Euro für die zwei Nächte an der Rezeption bezahlen ... ja, da schluckt man schon etwas.
Heute steht etwas auf dem Plan, bei dem wir nicht wissen, ob wir den realisieren können oder überhaupt wollen. Wir wollen den "Vršič Pass" (Link) überqueren. Was wir nicht wissen ist folgendes:
1. ist der Pass aktuell für Fahrzeuge über 3,5t befahrbar ?
2. wie sind die Witterungsverhältnisse oben auf über 1600 m.ü.M.
Gestern Abend war die Vorhersage nicht eindeutig, aber Schneefall möglich auf der Passhöhe bei etwa 2° Außentemperatur. Also gut ... no risk - no fun ! Notfalls müssen wir umkehren, das Risiko wollen wir eingehen.
INFO:
Der "Vršič Pass" ist der höchste für den allgemeinen Kraftverkehr befahrbare Gebirgspass Sloweniens und stellt die Verbindung zwischen Kranjska Gora und dem Dorf Trenta im Soča-Tal her.
Der Vršič ist ein landschaftlich sehr eindrucksvoller Pass im Karstgebirge der Julischen Alpen. Der höchste und wohl auch schönste Pass Sloweniens bildet eine Wasserscheide zwischen Adria und Schwarzem Meer. Die beiden Passrampen zwischen den Basisorten Trenta (im Süden) und Kranskja Gora (im Norden) bieten mit insgesamt 51 Kehren durchaus Fahrvergnügen, verlangen dem Fahrer allerdings auch einiges an Übung ab:
Sind es auf den 27 Kehren der Südrampe unübersichtliche und schmale Stellen, die die Konzentration fordern, stellen die 24 Kehren der Nordrampe eher bei feuchtem Wetter eine Herausforderung dar: Der Fahrbahnbelag besteht hier zum Teil aus Granitpflaster, das noch vom Ausbau des Passes im Ersten Weltkrieg stammt und auf dem bei Nässe der Grip fehlt.
Wie viele andere Alpenstraßen spielte auch der Vršič-Pass eine strategische Rolle im Ersten Weltkrieg. Von diesem dunklen Kapitel der Geschichte kündet unter anderem eine kleine russische Kapelle ext. link. Sie erinnert an die beim Ausbau der Straße im März des Jahres 1916 durch eine Lawine umgekommenen Menschen, deren genaue Zahl bis heute nicht bekannt ist und die zum größten Teil russische Kriegsgefangene waren.
Wir sind ja von Norden kommend die Passhöhe angefahren und empfanden die 24 zum Teil sehr engen Haarnadelkurven als die größte Herausforderung, dazu in den Kehren das nasse, zuletzt mit Schneematsch leicht bedeckte Kopfsteinpflaster in den Kehren. Die 14% Steigung tun da ihr übriges dazu bei einem frontgetriebenen Wohnmobil, welches bauartbedingt recht hecklastig ist. Die Aktivierung der "Traktionshilfe" macht auf einer solchen Strecke durchaus Sinn.
Wie ihr anhand der beiden Bilder schön sehen könnt, haben wir die Nordpassage erfolgreich hinter uns gebracht und stehen nun im nassen Schnee. Rainer kann es nicht lassen und geht mit dünner Jacke und Sandalen raus in das nicht gerade einladende Wetter:
Nach dem kurzen Aufenthalt geht es nun daran, die Südseite des Passes hinein ins Soča Tal zu fahren. Unserer Meinung nach ist diese Strecke durchaus angenehmer zu fahren. Klar, die 14% Gefälle müssen größtenteils im 1. Gang und eingeschalteter "Berg Abfahr Hilfe" bewältigt werden, da die 4,5 Tonnen bergab doch gewaltig schieben. Aber die Straßen sind etwas breiter und in einem recht guten Zustand, was man von der Nordseite nicht unbedingt so behaupten kann.
Bergab gilt es 27 Kehren bzw. Haarnadelkurven zu durchfahren, die aber zu keiner Zeit eine echte Herausforderung dargestellt haben. Ab Trenta ist es dann richtig entspannt, wenn auch hier die Bremsen teilweise ganze Arbeit leisten müssen.
Wir werden nun belohnt mit der landschaftlichen Schönheit des Soča Tales. Der Fluss schlängelt sich durch ein schmales Teil, links und rechts steil aufsteigende Berge. Das Wasser ist smaragdgrün ... es ist einfach traumhaft schön. Das Wetter hat sich zum Glück in Richtung "fast kein Regen" stabilisiert.
Vereinzelt haben wir die Möglichkeit, kurz anzuhalten und ein paar Fotos zu schießen. Die möchten wir euch nicht vorenthalten und zeigen sie euch in der folgenden Bildergalerie:
Mittlerweile ist kurz nach 14:30 Uhr und uns quält mal wieder der kleine Hunger. Wir sind kurz vor "Bovec" entlang der Straße 203 und entdecken hier das Restaurant "Gostilna pod Lipco" (Link) vor einem Campingplatz gelegen.
Der Parkplatz ist gut gefüllt (meist ein gutes Zeichen), wir können uns aber etwas abseits gut hinstellen.
Dann mal rein in die gute Stube. Das Restaurant ist gut besucht, aber in einer Ecke sind nuch Plätze für uns frei ... dort lassen wir uns nieder. Die eifrige Servicekraft (könnte auch die Chefin gewesen sein) bediente uns umgehend und sorgte für Getränke. Das Essen (Pizza) war schnell bestellt und nach angemessener Wartezeit heiß auf dem Tisch.
Und was sollen wir sagen ? Es hat auch noch lecker geschmeckt ... es ist also alles bestens !
Gut gesättigt fahren wir weiter ... aber nur wenige 100m ... denn dort ist ein Supermarkt und wir bräuchten doch noch die eine oder andere Kleinigkeit. Der Einkauf ist schnell erledigt, dann geht es wirklich weiter. Die grobe Richtung ist das Städtchen "Tolmin". Das sind ungefähr 35 km Fahrt, also nicht mehr wirklich weit.
Ein paar Kilometer weiter sehen wir in den Bergen einen großen Wasserfall, es ist der "Slap Boka" (Link). Ein Parkplatz bietet uns die Möglichkeit, ein Foto zu schießen.
INFO: Der wasserreichste und mächtigste Wasserfall Boka mit einer Gesamthöhe von 144 m und Breite von 18 m gehört zu den prächtigsten Wasserfällen in Europa.
Der Blick auf die senkrechten Felswände, in deren Mitte der Wasserfall Boka eingebettet ist, ist eine echte Augenweide. Die Gewässer, die sich im Hochgebirge des Kanin-Gebirges ansammeln, kommen auf einer felsigen Plattform zum Vorschein, haben einen freien Fall von 106 m und stürzen sofort danach noch weitere 30 m in die Tiefe. Wegen des starken Aufpralls auf dem Boden und der Untergrabung durch die Tiefe steigen die Gewässer an.
(Quelle: www.soca-valley.com)
Ziemlich beeindruckt fahren wir weiter und erreichen schließlich den Ort "Tolmin" (Link). Eine Runde durch die am Berg liegende Stadt mit ihren gut 3.000 Einwohnern führt uns zu einem kleinen Parkplatz. Allerdings wollen wir hier nicht bleiben, sondern den nächsten Camping- oder Stellplatz in der App suchen.
Die Auswahl ist ganz ordentlich, so entscheiden wir uns für zwei Plätze, die wenige Kilometer zurück, direkt an der Soča liegen. Beim ersten Platz ist die Brücke über den Fluss nur 2.20m breit, also zu schmal für uns. Beim nächsten Platz müssen wir durch einen super engen Ort fahren um dann auf einen maximal zwei Meter breiten, von hohen Sträuchern begrenzten Weg zu stoßen ... *grummel*.
Also ... Satz mit X ... war wohl nix !
Also doch nach Tolmin und dort auf den Platz "Camp Labrca Tolmin" (Link) in der Nähe vom Fluss Soča. Nicht der schönste und auch nicht der preiswerteste Platz, aber wir haben auch keine Lust mehr, noch weiter zu suchen.