Astrid Lindgren

Steckbrief

Name: Astrid Lindgren

Lebensdaten: 14. November 1907 bis 28. Januar 2002

Nationalität: schwedisch

Berühmtes Zitat: "Lass dich nicht unterkriegen, sei frech und wild und wunderbar."

Schweden 1941

"Mami, erzähl mir von Pippi Langstrumpf!" Pippi wer? Astrid Lindgren blickt ihre Tochter Karin verdutzt an. Die Siebenjährige liebt es, sich lustige Namen auszudenken. Aber dieser ist nun besonders schräg. Wie ist Karin bloß darauf gekommen?

Der Winter 1941 ist kalt, hier in Schwedens Hauptstadt Stockholm. Seit Tagen liegt Karin hustend und mit Fieber im Bett. Fantasiert sie jetzt etwa schon? Astrid fragt nicht weiter, überlegt einen Moment – und erfindet kurzerhand Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf, "Pippi" genannt.

Ein Mädchen mit karottenroten Zöpfen, das allein in der Villa Kunterbunt wohnt. Nur das Äffchen Herr Nilsson ist bei ihm und der Kleine Onkel, ein Pferd, das Pippi, wenn sie das Haus putzen muss, einfach auf die Veranda trägt. Denn Pippi ist das stärkste Mädchen der Welt. Und sie tut, was ihr gefällt!

Karin schließt die freche Göre gleich ins Herz, will immer neue Geschichten hören. Auch als sie längst nicht mehr krank ist. So schreibt Astrid Pippis Abenteuer schließlich auf und schenkt sie ihrer Tochter zum Geburtstag, damit diese die Geschichten immer wieder lesen kann.

Eine Kopie schickt Astrid an einen angesehenen schwedischen Verlag. Doch dessen Chef lehnt dankend ab: Er fürchtet, dass seine Kinder auf dumme Ideen kommen, wenn sie sich diese Pippi zum Vorbild nehmen.

Die erste Ausgabe von "Pippi Langstrumpf"

Eine Fehlentscheidung, über die sich der Chef später schwarz geärgert haben dürfte: Kurz darauf bringt ein anderer Verlag "Pippi Langstrumpf" heraus. Das Buch ist bis heute millionenfach verkauft und in 57 Sprachen übersetzt worden.

Und Astrid Lindgren gilt als die berühmteste Kinderbuchautorin der Welt. Weil sie Geschichten erzählt, in denen Kinder frech, fröhlich und verrückt sein dürfen – eben Kinder. Sie selbst wäre es gern ihr Leben lang geblieben!

Wie Astrid Lindgren lebte

Astrid Lindgren wurde am 14. November 1907 als zweites von vier Kindern auf einem Hof in der schwedischen Ortschaft Vimmerby geboren. Ihr Geburtsname lautete Astrid Anna Emilia Ericsson. Das Haus der Eltern Hanna und Samuel Ericsson ist rot getüncht und hat weiße Fenster, durch die man den tiefgrü nen Wald sehen kann.

Auf Näs erlebt Astrid mit ihren drei Geschwistern genau jene Bilderbuchkindheit, die sie in ihren Geschichten über Pippi und die "Kinder von Bullerbü" für immer festhalten wird: Ewig stromern sie durch Frühlingswiesen, pflücken im Sommer saftige Kirschen, die sie sich an die Ohren hängen. Im Winter bewachen Schneemänner den Bauernhof.

"Die beste Zeit meines Lebens war, wenn ich spielen durfte. Ich fand es nicht besonders lustig, größer zu werden", erzählt Astrid später einmal. Und Pippi spricht ihr aus der Seele, wenn sie erklärt, dass Erwachsene langweilig sind: „Sie haben nur einen Haufen Arbeit und komische Kleider und Hühneraugen.“ Aber es hilft nichts, Astrid wird erwachsen.

Astrid meisterte die Schule mit Bravur und lernte besonders gerne Sprachen wie Englisch, Deutsch und Französisch. Auch das Schreiben machte ihr schon in der Kindheit viel Spaß. 1924 bot ihr der Chefredakteur der Ortszeitung eine journalistische Ausbildung an. Sie recherchierte, schrieb eigene Geschichten und korrigierte Texte der anderen Redakteure. Diese Arbeit begeisterte sie und machte ihr viel Freude.

Als sie im Alter von 18 Jahren überraschend von einem verheirateten Mann schwanger wurde, muss sie die Stadt jedoch verlassen. Eine Schande, sagen viele! Astrid zieht von Vimmerby nach Stockholm und fängt dort mit ihrem Sohn Lars ein neues Leben an, der jedoch bald an eine Pflegefamilie weitergegeben wurde. Dieser zeitweise Verlust hat sie zu vielen späteren Geschichten veranlasst.

Erst vier Jahre später, als die Pflegemutter krank wurde, konnte Astrid ihren Sohn zu sich nehmen. Mittlerweile arbeitete die junge Mutter als Sekretärin und war mit Sture Lindgren verheiratet. Mit ihm bekam sie 1934 auch eine Tochter, Karin.

Pippi, die mit ihren Bärenkräften selbst Polizisten auf Bäume wirft und beim Kaffeekränzchen Sahnetorte mit den Fingern schaufelt: Dieses Mädchen ist auch eine leise Rache an den spießigen Kleinstädtern, die sie verspottet haben und vor denen sie fliehen musste. Der Erfolg von "Pippi" macht aus Astrid Lindgren schnell einen Star.

Die aber gibt sich bescheiden: "Ich bin nur ein Bauernmädchen aus Småland“, sagt sie und lebt ihr einfaches Leben weiter. Vor der Arbeit setzt sie sich oft an den Schreibtisch und füllt Seite um Seite mit handschriftlichen Notizen, die sie am nächsten Morgen abtippt. "Wenn ich schrieb", erzählt Astrid, "war ich für alle Sorgen unerreichbar."

Und davon gibt es einige: Ihr Mann, ihr Bruder, ihr Sohn sterben. All die traurigen Erlebnisse verarbeitet sie in dem Buch „Die Brüder Löwenherz“: Als Krümel, ein Zehnjähriger, erfährt, dass er bald sterben muss, weint er bitterlich. Er fürchtet sich davor, tot in der Erde zu liegen. Nur sein Bruder Jonathan kann ihn trösten: „Was da liegt, ist doch nur so etwas wie eine Schale von dir. Du selber fliegst ganz woanders hin.“

1981 vollendet Astrid Lindgren mit "Ronja Räubertochter" das letzte ihrer Kinderbücher. Am 28. Januar 2002 stirbt sie. Doch Astrid, die niemals hat erwachsen werden wollen, lebt in den Kindern ihrer Geschichten weiter. In "Karlsson", "Michel", "Madita" – und in "Pippi".

Wie Astrid Lindgren die Welt veränderte

Vorerst veröffentlichte Astrid Lindgren Kurzgeschichten und Weihnachtsmärchen in Zeitungen. Der Schriftstellerei wand sie sich erst in den 1940er Jahren durch Zufall zu. Denn als ihre Tochter Karin krank im Bett lag und sich den Namen Pippi Langstrumpf ausdachte, spann Astrid die Geschichte einfach weiter. So entstand das rothaarige Mädchen Pippi, das mit ihrem Äffchen Herrn Nilsson in der Villa Kunterbunt lebte.

Der Verlag "Rabén & Sjögren" druckte das Buch und stellte Astrid sofort als Lektorin ein. Folglich erschienen weitere große Werke, wie "Kalle Blomquist" (1946), "Wir Kinder aus Bullerbü" (1947), "Karlsson vom Dach" (1955), "Michel aus Lönneberga" (1963) sowie "Ronja Räubertochter" (1981). Bis zu ihrem Tod schrieb die Schwedin ganze 70 Kinderbücher.

Ihren Erfolg als Schriftstellerin nutzte sie zu Lebzeiten, um sich für Menschen- und Tierrechte einzusetzen. Für diese Leistungen bekam sie 1978 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels sowie 1994 den Ehrenpreis des "Right Livelihood Awards", eine Art alternativer Nobelpreis.

Im Alter von 94 Jahren verstarb die Schwedin in ihrer Stockholmer Wohnung. Ihr Lebensziel hatte sie erreicht: "Wenn ich auch nur eine einzige düstere Kindheit erhellen konnte, bin ich zufrieden", sagte sie einmal.

Jährlich wird Astrid Lindgren im Rahmen eines Gedenktages sowie dem schwedischen Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preis für Kinder- und Jugendliteratur geehrt. Ihr Privatarchiv, wo sie all ihre Briefe und Bücher aufbewahrte, gilt heute als Weltdokumentenerbe. Ihre Bücher, mehr als 145 Millionen Mal verkauft, wurden bis heute in 58 Sprachen übersetzt.

(Quelle: https://www.geo.de)